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Sozialwissenschaften: Eine Erfolgsgeschichte?

Kann man aufgrund der Bedeutung der Sozialwissenschaften in der Wirtschaft und Politik von einer Erfolgsgeschichte dieser Wissenschaft berichten?

Immerhin werden Sozialwissenschaften inzwischen weltweit gelehrt. Und die zahlreichen Möglichkeiten der neuen Informationstechnologie werden ihre Forschungsergebnisse weiter und schneller verbreitet als jemals zuvor in der Geschichte. Das sozialwissenschaftliche Wissen wird inzwischen von der Politik, den Medien und der Öffentlichkeit stark nachgefragt. Mehr denn je werden öffentliche Diskussionen und Entscheidungen von ihr geprägt.
Hat sie deshalb auch den Stellenwert, der ihr eigentlich dadurch zukommen würde erlangt?

Wie es so ist, wenn sich der Erfolg einstellt: Sofort stehen jede Menge Kritiker auch dort. So wird den ökonomisch ausgerichtetem Teil der Sozialwissenschaften vorgeworfen, dass sie die Wirtschaftskrise nicht vorher prognostiziert hätten. Dann hätte man doch rechtzeitig Gegenmaßnahmen treffen können. Zudem wird den Sozialwissenschaftlern vorgeworfen, dass sie nicht zu einer einheitlichen Meinung kommen, um die Finanzkrise in den Griff zu kriegen.
Es gäbe zu viele und zu unterschiedliche Vorschläge zu einer Lösung gegen die globale Krise.

Dabei stellt sich der gesunde Menschenverstand doch die Frage: Wie kann es für eine so komplexe und globale Krise eine einzige und greifende Lösung geben?
Denn globale Herausforderungen sind immer stärker in sich verwoben, individuelle Probleme einer Region oder eines Wirtschaftsbereiches verbreiten sich mit rasender Geschwindigkeit erst im eigenen Land und dann über den ganzen Globus. Das gilt natürlich besonders für die führenden Industrienationen, die einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die weltweite Wirtschaft besitzen.
Es ist unendlich schwierig in dem großen Ganzem einzelne Muster zu erkennen. Sozialwissenschaftler sind zum Teil dazu in der Lage, aber auch sie sind keine Hellseher im globalem Dorf.
Heute resultieren allen Unkenrufen zum Trotz viele wirtschaftliche und politische Konzepte auf den Erkenntnissen der sozialwissenschaftlichen Forschungen. Diese Wissenschaften verändern die Umwelt und greifen aktiv in die Geschichte der Welt ein. Ihre Konzepte und Theorien prägen die öffentliche Meinung.
Die rationale Lösung von Problemen der Gesellschaft, der Wirtschaft oder der Politik ist heute den Sozialwissenschaften gut zu schreiben.

Wirtschaftspsychologie und Sozialwissenschaften

Immer mehr Sozialwissenschaftler sind in der freien Wirtschaft beschäftigt. Hier kommt ihnen ihr breites Verständnis für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge zugute. Gerade in diesem Bereich hat man es mit Problemen und Neuerungen zu tun, die sich nicht mehr im klassischen Rahmen von Einzelwissenschaften lösen lassen. Hier ist die Anpassung an ein schnelles Tempo von Innovationen und gute Recherchefähigkeit dringend gefragt. Man muss in der Lage sein, komplexe Entwicklungen und Fragestellungen systematisch analysieren zu können.

In der globalen Wirtschaft sind sozialwissenschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten von einem unschätzbar großem Vorteil. Die Analyse des Kundenverhaltens aufgrund von Datenerhebungen lässt auf sein zukünftiges Verhalten schließen. Deshalb sind die Sozialwissenschaftler von heute die großen Werbestrategen von morgen. Die Erforschung der Strukturen von sozialen Netzwerken innerhalb von Internet- Communities und deren wirtschaftliche Nutzung sind ein ganz aktuelles Thema für die empirische Erhebung von Daten. Die Sozialwissenschaft hat schon vor langem den elitären Elfenbeinturm verlassen und mischt kräftig in der Wirtschaft mit.

Berufe und Tätigkeitsfelder des Sozialwissenschaftlers

Im Unterschied zu den meisten anderen Studienfächern ist dieses Studium nicht mit einem bestimmten Tätigkeitsfeld oder klar definiertem Beruf verbunden.

Im öffentlichen Dienst arbeiten Sozialwissenschaftler in der politischen Verwaltung, in der kommunalen Verwaltung, in Ministerien, in Bibliotheken, in Hochschulen und anderen Einrichtungen der Forschung, in internationalen Organisationen, im auswärtigem Dienst und auch in den Kommissionen der Europäischen Union. All diesen Einsatzorten ist gemein, dass es sich meist um eine Tätigkeit im wissenschaftlichem Bereich handelt. Planung, Beratung und Forschung sind die Kernfelder dieses Berufes.

Die Wirtschaft ist das weitere mögliche Arbeitsfeld eines Sozialwissenschaftlers nach dem Studium. Auch hier steht die Forschung wieder an erster Stelle, diesmal im Dienste von Unternehmen. Hier geht es um Marktforschung, Marketing, Sozial- und Politikforschung. Aber auch um Öffentlichkeitsarbeit oder um die Beratung von Unternehmen.
Das breite Spektrum der Arbeitsfelder erstreckt sich auch auf das Gesundheitswesen, das Sozialwesen, Gewerkschaften, Medien und Kulturmanagement.

In all diesen Berufen sind die Synergien gefragt, die aus dem interdisziplinärem Wissen der Sozialwissenschaftler gebildet haben. Das vielseitige Qualifikationsprofil der Sozialwissenschaftler fügt sich optimal in die moderne und komplexe Arbeitswelt ein.

Das Studium der Sozialwissenschaften

Eine Reihe von Universitäten bieten den Studiengang Sozialwissenschaft an. Je nach Ausrichtung der Universität liegt der Schwerpunkt des Studiums auf der Soziologie, der Politik oder der Geschichtswissenschaft.

Fast 80% aller Studiengänge funktionieren heute nach dem Bachelor- Master- System. Nach einem erfolgreich absolviertem Studium der Sozialwissenschaften wird der „Bachelor of Arts“ erworben. In den sozialen Wissenschaften bieten die meisten Hochschulen einen Bachelor- Abschluss aus einem Hauptfach und ein oder zwei Nebenfächern oder aus zwei gleichberechtigten Fächern an. Es können zum Beispiel Wirtschafts- oder Sozialpsychologie zur Auswahl stehen.

Das Bachelor- Studium ist in Module gegliedert. Dabei wird in verschiedenen Veranstaltungen ein übergeordnetes Thema gelehrt. Viele Abiturienten kennen dieses System sicher noch aus der Schulzeit, dort läuft es unter dem Begriff des Projektunterrichtes.

Neben den klassischen Vorlesungen dominieren im Studium der Sozialwissenschaften die Seminare. In dieser Form des universitären Unterrichtes wird der Stoff der Vorlesungen aufgearbeitet und vertieft. Gleichzeitig sollen die Studenten in Seminaren lernen, selbstständig und wissenschaftlich zu arbeiten.

Sozialwissenschaftliche Theorien in der Ära der Spätmoderne

In der zeitgenössischen Theorie nimmt der Prozess der Individualisierung des Menschen einen großen Raum ein. Die Individualisierung wird als Prozess definiert, in dem der Wandel der sozialen Strukturen zu einem Wandel des Einzelnen führt. Die Rationalisierung, die Globalisierung und die steigende Differenzierung hat den Charakter des Individuums nachhaltig verändert. Traditionen geraten in der Zeit der Spätmoderne unter den Druck der Abschaffung oder grundlegenden Änderung.

Der Sozialstaat erschafft neue Armut, die Medizin erzeugt mit ihren Nebenwirkungen ganz neue Krankheitsbilder und der effiziente Kapitalismus erschafft die Massenarbeitslosigkeit. Durch all diese Umstände entstehen ganz neue Risiken für das Individuum mit denen sich die Sozialwissenschaft auseinandersetzen muss. Der Schub der Individualisierung ist gekennzeichnet durch die Bildung von ganz neuen sozialen Milieus, die mit der traditionellen Familie nicht mehr viel gemein haben. Und die auch nach Wunsch gewechselt werden können. Die Bindungen an bestimmte Berufe, Lebenspartner, Religionen oder Parteien werden nicht mehr für ein ganzes Leben gewählt sondern nur noch für eine kurze Phase. Die Grenzen zwischen den sozialen Schichten sind mehr durchlässig denn je. Der soziale Auf- oder Abstieg aus dem Herkunftsmilieu ist heute keine Ausnahme sondern eher die Regel.

Gesellschaftliche Strukturen und Institutionen werden aus der Logik des individuellen Handelns erklärt. Die Macht des Individuums scheint greifbar. Soziale Phänomene werden als direkte Folgen oder als Nebenfolgen der individuellen Handlungen gesehen. Der Individualismus wird zur wissenschaftlichen Methode erklärt. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Menschen im Alltag die Handlungsalternative wählen, von der sie denken, dass der von ihnen angestrebte Zustand am ehesten damit verwirklicht werden kann. Sie gehen von der Annahme aus, dass sie die Wahrscheinlichkeit der Zukunft relativ genau berechnen können, aufgrund von als rational angesehen erworbenen Informationen.

Die sozialwissenschaftlichen Forschungen innerhalb des Sozialwesens

Die akademische „Denkfabrik“ der Sozialwissenschaftler verknüpft die Erfahrungen aus der Praxis vor Ort in der Sozialarbeit oder anderen sozialen Diensten mit den Ergebnissen aus ihrer Forschung. Innerhalb des Sozialwesen gehören Themen wie die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung, die Veränderung von Lebensverhältnissen, demographische Wandlungen, die psychosoziale Versorgung im Bereich der Kindheit, Jugend, Familie und Senioren, Bildung und Migration zu den Schwerpunkten der Forschenden und Lehrenden der Sozialwissenschaften.
Dabei profitiert das Sozialwesen von den Erkenntnissen der Forschung, wie auch die Forschung von den praktischen Erfahrungen der in sozialen Bereichen Berufstätigen ihren Nutzen zieht.